Freitag, 16. Dezember 2011

Im Uhrzeigersinn um die Oste 2010

Am 6. Juni 2010 gelang mir noch mal eine Radtour im Osteland, auf der ich einiges an Neuem entdecken konnte. Es war eigentlich der erste richtige Sommertag im Jahr, davor war es sehr kühl. An diesem Tag aber brannte die Sonne nur so vom Himmel, dass es eine Art war, wie es in alten Büchern heißt.

Ich startete wie gewohnt in Wischhafen und fuhr über das Sperrwerk nach Krautsand, wo es mir auch sehr gefällt. Krautsand war früher einmal mit der Elbinsel Pagensand verbunden, die zu Holstein gehört, und langsam aber sicher in Richtung Niedersachsen gedriftet. Irgendwann wurde Krautsand dann eingedeicht und ist heute eigentlich keine Insel mehr. Man kann dort am Anleger gut Station machen und erst mal ein oder zwei Fischbrötchen essen, die günstiger sind als in Holstein - wahrscheinlich, weil dort nicht so viele Hamburger hinkommen. Von Krautsand ging über eine schmale Straße, die zum Teil noch aus Pflaster besteht, das vor dem letzten Krieg verlegt wurde, nach Dornbusch, wo dann das "Festland" erreicht ist. Ein Stück fuhr ich Richtung Drochtersen, um dann nach Dornbuschermoor abzubiegen.


"Endlich Sommer, und ich muss drinnen bleiben".
Kurz nach der Begegnung mit dem Kalb musste ich nach rechts und bald wieder nach links abbiegen, um in den Grünen Weg von Hüll zu gelangen. Dort steht ein Haus, an dem ich schon mal vorbeigekommen war und das mich sehr beeindruckt hatte. An jenem Tag saßen mehrere Personen auf Bänken im Schatten davor, es war ein Bild wie aus alten Zeiten, lange vor meiner Geburt. Hier ist also dieses schöne alte Haus, welches Gaststätte und Laden zugleich war oder noch ist.

Diese Häuser haben einfach mehr Stil als die Reetdach-Fachwerkhäuser in Holstein.
Ich fuhr über Altendorf weiter nach Großenwörden, wo ich schon öfter gewesen war, aber noch nie die Oste zu sehen bekommen hatte. Auf dem Weg dorthin kam ich an einem sehenswerten leer stehenden Haus vorbei. In Großenwörden ist dort, wo ich stand, mittlerweile ein Anleger. Im Juni 2010 war noch nichts davon zu sehen.

Dieses Haus hat gelebt!

Und weil's so schön war, gleich nochmal von der anderen Seite. 

Die Oste bei Großenwörden, Blickrichtung Südost.

Blick hinüber nach Kleinwörden.

Kleinwörden - Landkreis Cuxhaven, Großenwörden - Landkreis Stade.

Wie man sieht, war das Wetter einfach super!
Nach ein paar Minuten innehalten ging es weiter nach Neuland, Breitenwisch, Burweg, Blumenthal und Kranenburg. Dieses Mal wollte ich die Fährstation in Brobergen ansteuern. Ich hatte mich zuhause genau informiert und gelangte auch sicher dorthin. So sieht es da aus:

Warten auf die motorbetriebene Prahmfähre am anderen Ufer.

Blick osteabwärts.

Blick osteaufwärts.

An anderen Ufer kann man in einer Gaststätte eine Rast einlegen.

Der Roland von Brobergen trägt mongolische Züge.

Wie man sieht, sind hier reichlich Fördermittel geflossen.
Als ich Brobergen verlassen wollte, passierte mir ein Missgeschick. Das hatte nichts mit meinem Rad zu tun, welches mich bei allen meinen Touren fern der Heimat nie im Stich gelassen hat. Gute Wartung zahlt sich eben aus. Nein, beim Aufsetzen (oder wie sagt man) des Rucksacks holte ich mir mit dessen Riemen eine Wunde auf der rechten Hand. Dort hatte sich seit Wochen eine Warze gebildet, die immer größer geworden war und nun am Rand einriss. Da trat nicht gerade wenig Blut aus. Ich war ja auf alles Mögliche vorbereitet, aber nicht auf so was. Also musste ich mir ein Papiertaschentuch oder Klopapier um die Hand wickeln und es mit Gummibändern befestigen.


Nachdem ich überflüssige Kleidung im Rucksack verstaut hatte, fuhr ich weiter zur Kranenburger Straße, dann nach Gräpel, wo ich am Gasthaus an der Oste vorbeifuhr, weiter am Ostedeich entlang nach Hude und von dort nach Behrste. Plötzlich sah ich vor mir eine Kolonne mit mindestens 30 Schützenbrüdern und -schwestern in weißen Hemden - immerhin ohne Jacke - und langen Hosen. Da es zu lange gedauert hätte, sie alle aus dem Weg zu klingeln, fuhr ich einfach links neben dem Weg an ihnen vorbei. In Behrste-Eikhof machte ich mein nächstes Bild, bevor ich zum Ostehafen von Elm weiterfuhr.


Anfang Juni das erste Mal Silage machen, ganz schön spät.

Der Ostehafen von Elm.

In Elm ist die Oste gar nicht mehr so breit.
Die Wege bis zur B74 waren gepflastert, also nicht so gut zu befahren, obwohl die Pflasterung nicht so alt war wie auf Krautsand, aber Steine haben nun mal die Eigenschaft, mit der Zeit in den Boden einzusinken. Es schüttelte mich also ganz schön durch. An der B74 ging es dann nach Bremervörde, zum ersten Mal in diesem Jahr. 2009 war ich insgesamt viermal dort gewesen. Dieses Mal verweilte ich nicht lange. Über Hönau-Lindorf fuhr ich nach Iselersheim. Dort fand ich beim Findorff-Haus, dem Heimatmuseum, eine Freiluftausstellung alter Fahrzeuge vor.


Der Trecker ganz rechts trug sogar noch ein BRV-Kennzeichen.
Ich entschied mich dafür, die Iselerstraße Richtung Norden zu wählen, obwohl auch die leider gepflastert war. Mein Hintern wurde an diesem Tag nicht geschont. Irgendwann kreuzte ich den Fleetweg. Ich folgte der Iselerstraße, die ich noch nicht kannte, und landete irgendwann an der Ostendorfer Straße, wo ich nach links abbog. Jetzt hätte ich auch blind fahren können, denn es ging Richtung Norden zur Mehebrücke, dann ein Stück Richtung Westen, das kannte ich ja schon. 

Um keine Langeweile aufkommen zu lassen, entschied ich mich dafür, über Nindorfermoor nach Kleinmühlen zu fahren. Schon wieder eine gepflasterte Strecke, naja. Von Kleinmühlen gelangte ich an die Straße von Lamstedt nach Laumühlen, von der ich nach ein paar hundert Metern nach links nach Ihlbeck abbog. Dort war ich im Oktober 2009 schon mal hingefahren. Bei Bornberg stieß ich auf die B73, wo ich nach links abbog und bald Hemmoor-Basbeck erreichte. Bei der Aral-Tankstelle musste ich erstmal was zu Trinken bunkern und ein Eis essen, dann fuhr ich weiter die Bundesstraße entlang und bog nach Hemm ab. Bald erreichte ich Oberndorf, wo ich meine letzten Bilder machte.


Immer nur Neues und Schönes fotografieren überlasse ich anderen. Mich interessiert auch das, was nicht so schön und herausgeputzt ist. Zum Beispiel die ehemalige Gaststätte Voss am Ostedeich.


Wie lange hier wohl nix mehr los ist?

Ist doch klasse, so ein altes Gebäude.
Der Obendorfer Deichweg.

Wartet auf neue Besitzer.
Meinen Aufzeichnungen zufolge bin ich über Bentwisch nach Neuenschleuse gefahren und dann über Süderdeich(-Ost), Breitendeich - auch eine für mich neue Strecke - und Deckenhausen nach Freiburg. Am Schluss einer Tour ist man manchmal wie im Rausch, und so konnte ich mich nur noch an die schlechte Strecke auf der "Neuen Chaussee" erinnern. War wohl vor 50 Jahren mal neu.


Als ich von Freiburg wieder nach Wischhafen bzw. zur Elbfähre zurück gekehrt war, muss es etwa 19:15 Uhr gewesen sein. Gegen 11 Uhr war ich gestartet, macht also gut acht Stunden für 135 km. Komisch ist es schon, dass man stundenlang vor sich hinfährt, und am Ende kommen oft fast gleiche Entfernungen heraus.

Auf dieser Tour hatte ich viel Neues gesehen, und die Warze wurde ein paar Tage später elektrisch entfernt, weil die Wunde immer wieder aufriss. Seitdem weiß ich, wie verbrannte Haut riecht - alles andere als lecker.

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